Freistaat Sachsen
Ein besonderes Bundesland für uns, weil wir dort unseren Sitz haben und in Leipzig der Schrebergarten erfunden wurde. Damals als Erziehungs- und Turnverein und ohne Garten! Deswegen sehen wir klare inhaltliche und traditionsbezogene Anknüpfungspunkte.
Sachsen stellt ein Viertel aller Schrebergärtner:innen in Deutschland - 200.000 Personen, die in 4.000 Verein organisiert sind, potentiell also 4.000 Kitas errichten können.
September 2020
Referatsleitung Kindertagesbetreuung | Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Anruf bei der zuständigen Referatsleitung für Kindertagesbetreuung. Wir vermuten ein freies Spielfeld.
Was wir nicht in Betracht gezogen haben und was die Referatsleitung auch erst am Ende des Gesprächs preisgibt ist, dass sie persönlich unseren Förderantrag an den Freistaat genau für die Entwicklung der Kleingarten-Kita abschlägig beschieden hatte. Das war im Jahr 2019. Wir haben daraufhin Stiftungen um Mithilfe gebeten. Diese wurde gewährt. Jetzt werden wir also wieder bei ihr vorstellig.
Damals im Jahr 2019 urteilte die Referatsleitung über unser Projekt:
Eine Kita "bedarf einer Betriebserlaubnis. Damit diese erteilt werden kann, sind neben fachlichen Inhalten insbesondere bauliche und hygienische Anforderungen zu erfüllen. Es ist nicht erkennbar, wie der Antragsteller dies in der Konzepterstellung mit einbeziehen will. … Die genannten Akteure besitzen nicht die erforderlichen Kompetenzen.”
Unser Anliegen als gemeinnütziger Verein war und ist es, ein fertiges Betriebskonzept mit Antworten auf organisatorische (baurechtliche, hygienische, vereinsrechtliche), pädagogische und gärtnerische Fragen im Rahmen des Projekts zu erarbeiten. Dazu werden wir mit einer Reihe von Expert:innen aus den Bereichen Erziehung, Pädagogik, Umwelt und Gartenbau zusammenarbeiten. Insofern nahm schon damals die Begründung keinen adäquaten Bezug zum Inhalt des Antrages.
Nun also zurück zum Gespräch. Da das Projekt inzwischen durch zwei Stiftungen finanziert worden ist und wir Expert:innen gefunden haben, bitten wir um Flankierung im laufenden Prozess.
Die Referatsleitung nimmt dies allem Anschein nach nicht zur Kenntnis und gibt an, dass sich die Rahmenbedingungen aus Ihrer Sicht nicht geändert hätten. Ohne eine erteilte Betriebserlaubnis wären wir für sie kein Ansprechpartner. Ansonsten sei sie nicht zuständig und nicht interessiert.
Leiter Landesjugendamt Sachsen
Wir versuchen es daher parallel mit dem Leiter des Jugendamtes Sachsen. Es braucht drei Telefonate und zwei Emails bevor ein Gespräch zustande kommt.
In diesem Gespräch wird uns im Wortlaut das Gleiche erklärt wie die Referatsleitung im Ministerium bereits formuliert hat: Wir sind kein Träger, daher sei das Jugendamt nicht zuständig.
Auf Nachfrage, was diese Aussage bedeuten solle und wie das mit seinem Amtsverständnis zusammenhänge antwortet die Amtsleitung:
Herr Kiel, Sie rufen ja jetzt nicht die erste Stelle an. Sie haben ja auch bereits im Jahr 2019 schon Kontakt aufgenommen und sind abschlägig beschieden worden. Geben Sie sich bitte zufrieden. Gegen die Meinung der Referatsleitung kann ich nicht agieren.
Zur Erinnerung: Auf der Website des Landesjugendamtes heißt es:
“Das Landesjugendamt ist Partner der Jugendämter und freien Träger in Sachsen. Es unterstützt und begleitet die öffentliche und freie Jugendhilfe durch Beratung, Förderung, Fortbildung, Modellvorhaben sowie kindeswohlgerechter Umsetzung der Aufsichtsfunktion im Bereich von Jugendhilfeeinrichtungen.”
In der Tat sind wir gegenwärtig kein Träger. Ziel des Projekts, das man definitiv als ein Modellvorhaben interpretieren kann, ist es aber den Bestand an Trägern zu verbreitern, sodass diese Reduktion auf den Ist-Zustand weder zukunftsorientiert noch partnerschaftlich ist. Dies ist insbesondere unter der Prämisse des bundesweiten Kita-Mangels eine mehr als fragwürdige Herangehensweise.
Abteilungsleitung Allgemein bildende Schulen/ Kindertagesbetreuung | Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Wir verabreden mit dem Sekretariat der Abteilungsleitung einen Telefontermin. Benanntes Ziel ist es, eine Beschwerde über das destruktive Kommunikationsverhalten der Referatsleitung zu platzieren und einen alternativen Weg einer Begleitung des Projektes zu besprechen.
Der Termin wird ohne Absage oder Information nicht wahrgenommen. Zwei weitere Versuche Termine abzusprechen werden ignoriert.
Wir schalten daraufhin die Büroleitung des zuständigen des Ministers ein.
Büroleiter | Büro des Staatsministers | Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Im Anschluss an ein erstes Sondierungsgespräch senden wir folgende E-Mail:
Sehr geehrter Herr …,
vielen Dank für das Gespräch. Anbei finden Sie eine Projektbeschreibung sowie eine Workshop-Planung für dieses Jahr.
Ideelle Stoßrichtung: Mehr Natur und Kreislaufverständnis für Kinder und ihre Eltern durch eine Verschränkung mit dem Schrebergartenwesen. Back to the future, weil das ursprünglich das Konzept von Herrn Schreber aus Leipzig war.
Prozedurale Stoßrichtung: Bedarfsweckung für Schrebergartenvereine und Komplexitätsreduktion, um Anträge zu ermöglichen. Fakt: kein einziger Schrebergartenverein in Deutschland betreibt eine Kita.
Wir bitten um inhaltliche Flankierung durch das Ministerium bzw. nachgeordnete Behörden. Andere Bundesländer zeigen sich dem offen gegenüber. Der Arbeitsaufwand ist begrenzt und vor allem durch Ihre Behörde selbst zu definieren.
Problem bisher: wir fungieren nicht als Träger und auch Schrebergartenvereine nicht. Das ist ja gerade der Kern des Projektes, die Antragstelleranzahl aus diesem Bereich zu erhöhen.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Kiel
Nachdem wir eine Woche danach noch nichts von der Abteilung gehört haben, setzen wir eine Frist von sieben Tagen.
Daraufhin meldet sich der Büroleiter abends telefonisch. Er zeigt sich verwundert, dass wir als Bürger auf die Idee kämen, dem Ministerium eine Frist zu setzen. Er spricht außerdem von einer erneuten Prüfung des Projektes, welche Zeit benötige.
Wir fordern in diesem Telefonat eine Haltung des Ministeriums ein, die einen offenen Dialog über Beteiligungsmöglichkeiten am Projekt befördert. Wir setzen eine Frist bis 2. Oktober für eine inhaltliche Kontaktaufnahme.
Eine Rückmeldung hierzu erhalten wir nicht.
Jugendämter Sachsen | 13 Ämter in den Kreisen bzw. Bezirken Sachsens
Wir haben mit sämtlichen Jugendämtern Sachsens auf Kreisebene Kontakt aufgenommen. Alle Ämter zeigen sich - unabhängig von Corona - überlastet und sind nicht bereit inhaltlich am Konzept mitzuarbeiten.
Wir nehmen dabei in der überwiegenden Mehrzahl kein Interesse an Umweltpädagogik wahr.
Oktober 2020
Staatssekretär | Sächsisches Staatsministerium für Kultus
Wir schreiben dem Staatssekretär im Kultusministerium.
Sehr geehrter Herr …,
ich möchte mich bei Ihnen über die Art und Weise beschweren, wie in Ihrem Haus mit zivilgesellschaftlichen Initiativen umgegangen wird und bitte um Intervention zu unseren Gunsten.
Wir haben eine Anfrage an Ihr Haus gerichtet, unser Projekt Kindergärten in Schrebergärten zu flankieren, weil wir beim Landesjugendamt auf Ablehnung stießen. Die Website des Landesjugendamtes weist aus, dass Modellvorhaben partnerschaftlich unterstützt werden.
Unser Ansatz, die eigentliche Tradition des Schrebergartens als Erziehungs- und Turnverein wiederzubeleben und ergebnisoffen zu prüfen, wie Kindergärten in Schrebergärten wieder entstehen können, ist ein solches Vorhaben. Dieses wurde durch die Referatsleitung entschieden abgelehnt, der Abteilungsleiter verweigerte dreimal ein Klärungsgespräch und die Involvierung Ihrer Büroleitung als Vermittler hat nicht gefruchtet - siehe Emailtrail weiter unten.
Die einzige Bitte, die wir bislang geäußert haben, lautet: Möglichkeiten einer Unterstützung in einem offenen Dialog erörtern. Weitere Forderungen wurden unserseits nicht erhoben.
Unser Projekt ist unabhängig finanziert, so dass wir um keine Finanzmittel bitten,
Eine bundesweite Blaupause wird angestrebt, die Effizienzgewinne bei zukünftigen Anträgen aus dem Schrebergartenbereich vermuten lässt und
der Landesverband der Kleingärtner Sachsen ist Kooperationspartner
Als Bürger kann ich mich nur wundern wie schwer Ihre Kolleg:innen es uns machen, sich an der Lösung gesellschaftlicher Probleme zu beteiligen. Zumal sich mit unserem Projekt eine Wiederbelebung alter sächsischer Traditionen verbindet und dies durchaus Potential hat, bundesweite Aufmerksamkeit zu gewinnen. Das aktuelle Kommunikationsverhalten ist so nicht akzeptabel. Ich bitte darum, einzuwirken.
Da wir seit nunmehr anderthalb Monaten in Kontakt zu treten suchen, bitte ich um eine zügige Antwort innerhalb von sieben Tagen.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Kiel
Wir veröffentlichen die Antwort rechts in voller Länge, weil sie so erhellend ist:
Es ist nicht nachvollziehbar, dass das Ministerium auf das Landesjugendamt verweist, in dem eben gerade das von uns Bemängelte Vorgehen stattfand. Zumal das Amt laut Staatsauftrag Modellvorhaben zu hat.
Der Verweis auf ein Standardverfahren ignoriert den Fakt, dass wir absichtsvoll einen anderen Ansatz wählen. Kein einziger Schrebergartenverein in Sachsen hat jemals einen Antrag beim Landesjugendamt gestellt. Wir wollen Bedarfe wecken!
Der Verweis auf Anträge einzelner Schrebergartenvereine ist daher nicht zielführend, da der Modellcharakter ignoriert wird.
Bei einem ergebnisoffenen Projektansatz vorab auf Schwierigkeiten zu verweisen, ist strukturell widersinnig. Diese gemeinsam zu überwinden, ist ja gerade Teil des Prozesses.
Im letzten Absatz ist wenig Verständnis für den Gedanken unseres Projekts erkennbar, da die Verknüpfung zweier Themen und Institutionen (Schrebergärten und Kitas) auf die Idee von Aussenflächen an Kitas reduziert wird und das unter Verweis auf eine nicht zuständige Institution mit anderen Zielen.
Hier auch als PDF zum Download für bessere Lesbarkeit.
Wir mahnen weiter Dialogbereitschaft an und setzen wiederum eine Frist.
Sehr geehrter Herr …,
wenn wir uns beschweren, dass bisher kein offener Dialog möglich war, ist es nicht zielführend, wenn Sie mit einer schriftlichen Ablehnung antworten. Wo soll da der Sinn sein?
….
Da Sie unserer Bitte nach Dialog nicht nachgekommen sind, bestehe ich auf einem Dialogangebot innerhalb der nächsten fünf Arbeitstage.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Kiel
Daraufhin erhalten wir eine Email, die an alle bisher beteiligten Menschen im Ministerium gerichtet ist.
Sehr geehrter Herr Dr. Kiel,
bezugnehmend auf Ihre E-Mail vom 7. Oktober 2020 stellen wir im Sächsischen Staatsministerium für Kultus noch einmal fest, dass Ihnen die Rechtslage sowie unsere Stellungnahme zu Ihrem Anliegen bekannt sind. Wie Ihnen mit Schreiben vom 6. Oktober 2020 mitgeteilt wurde, ist eine fachlich-inhaltliche Beteiligung seitens des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus in der Angelegenheit nicht angezeigt, sodass einem Dialog mit Herrn Staatssekretär somit die Grundlage fehlt.
Mit freundlichen Grüßen
…
Persönliche Referentin
Wir fühlen uns ermutigt den Minister persönlich und die Staatskanzlei in Kopie zu involvieren.
November 2020
Sehr geehrter Herr Minister Piwarz,
ich fordere Sie auf, in Ihrem Haus für einen offenen, der Zivilgesellschaft zugewandten Kommunikationsstil zu sorgen.
Weder Referats- noch Abteilungsleitung, noch Ihr Staatssekretär haben bisher Sorge getragen, dass wir eine Chance zu einem ergebnisoffenen Gespräch erhalten, um unser Projekt "Kindergärten in Schrebergartenvereinen" vorstellen und um politische Flankierung bitten zu dürfen.
…
Ich erwarte, dass ihre Kolleg:innen uns nicht als Obrigkeit begegnen oder wir belehrt werden, sondern dass wir in einem offenen Gespräch Möglichkeiten klären.
…
Ich hoffe sehr, dass wir einen positiven Verlauf der Gespräche doch noch werden herbeiführen können.
Ich setzte eine Frist von 10 Tagen für eine erste Antwort.
Mit freundlichen Grüßen,
Florian Kiel
Eine Reaktion hierauf steht bis heute aus.
Oliver Schenk | Chef der Staatskanzlei | Sächsische Staatskanzlei
Wir telefonieren nach 14 Tagen mit der Staatskanzlei, um diese zu informieren, dass wir bisher vom Minister nichts gehört haben und deswegen der Chef der Staatskanzlei Herr Oliver Schenk vermitteln möge.
Die Büroleiterin informiert uns, dass Corona die Lage verzögere, aber sie dafür Sorge trage, dass die beiden Minister das Thema erörtern würden.
Es ist Mitte November. Wir hören nichts.
Dezember 2020
Wir mahnen die Büroleitung ein weiteres Mal. Eine Reaktion steht bis heute aus.
Juli 2021
Referent Kindertagesbetreuung | Landesjugendamt Sachsen
Wir haben für einen unserer Workshops für die Anspruchsgruppen auch eine Einladung an das Landesjugendamt verschickt. Eine Teilnahme wird abschlägig beschieden, allerdings meldet sich der zuständige Referent des Landesjugendamtes per Email und bietet eine differenzierte fachliche Bewertung an.
Sehr geehrter Herr Kiel,
…
Sie hatten vor einiger Zeit das Landesjugendamt einmal bezüglich Ihrer Idee angefragt und auch eine Antwort erhalten. Diese ist noch immer gültig. Sofern Sie Interesse an einer differenzierteren fachlichen Bewertung haben, können wir uns gern einmal (per Telefon) darüber unterhalten.
Mit freundlichen Grüßen
…
Referent
Beim zweiten Lesen fällt auf, dass ein Dialog direkt ausgeschlossene wird, weil die ablehnende Haltung des Jugendamtes noch einmal herausgestellt und als weiterhin gültig bezeichnet wird. Das fiel uns aber erst nach dem eigentlichen Gespräch auf.
Der Referent beginnt das Gespräch mit Behauptungen:
Die Kleingarten-Kita sei ein Sparkonzept (eine Begründung wird nicht geliefert)
Die Gruppengröße der Kleingarten-Kita rechne sich nicht (wir haben bereits fertige Kalkulationen erstellt, die das Gegenteil beweisen)
Der Mehrwert der Idee sei fraglich (Zu den vielfältigen Mehrwerten äußern wir uns auf der Projektseite)
BNE gäbe es schon, er könne keinen Unterschied zu bisherigen Ansätzen erkennen (BNE mal nebenbei oder die gesamte Zeit in der gärtnerischen Lebenswelt zu verbringen, hat naturgemäß sehr verschiedene Auswirkungen auf Kinder)
Es gäbe keinen Bedarf an einer Kleingarten-Kita (wir haben immer neben der Quantität auch von einer qualitativen Notwendigkeit gesprochen - Stichwort Klimawandel)
Nach dem Monolog wird keine Frage gestellt. Wir fragen unsererseits, welchen Zweck er mit dieser Unterhaltung verfolge. Der Referent kann das nicht benennen. Wir fragen nach, ob er das Konzept denn wirklich kenne. Der Referent muss zugeben, dass er die Website nicht im Detail kenne und das Rahmenkonzept nicht gelesen hat.
Wir empfehlen unsererseits die eigene Rolle und Verantwortlichkeit für die inhaltliche Fortentwicklung der Kindertagesbetreuung in Sachsen noch einmal zu überdenken und im Zweifel Platz zu machen für frische Kräfte, die Interesse an konstruktiven Gesprächen haben.